Die Musik war in meinem Familienhaus allgegenwärtig. Schon als Kind besuchte ich regelmäßig Konzerte der Philharmonie in Zielona Gòra, bei denen ich meine Mutter als Flötistin erleben durfte. In der Musikschule hospitierte ich beim Akkordeonunterricht meines Vaters. Dort begann auch ich im Alter von sieben Jahren meine musikalische Ausbildung in der Klasse von Barbara Piechowska. Schnell verstand ich, dass sich das Gefühl der Traurigkeit durch das Klavier spielen auflösen lässt und die Freude noch größer zu sein scheint, wenn man sie in Töne übersetzt.
Die Pianisten Krzysztof Jablonski und Janina Butor erteilten mir den Klavierunterricht am Breslauer Musikgymnasium. Mit siebzehn Jahren trat ich mein Studium an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien an, anfangs in der Klasse von Prof. Oleg Maisenberg und anschließend bei Prof. Wolfgang Watzinger. Wien inspirierte mich und verhalf mir Selbstständigkeit zu finden. Ich suchte aber weiter nach einem Ort, an dem ich mich künstlerisch entfalten konnte. So kam ich nach Berlin. Dort setzte ich mein Studium an der Universität der Künste in Berlin bei Prof. Jacques Rouvier fort und legte 2009 mein künstlerisches Diplom ab. Anschließend vervollständigte ich meine Ausbildung mit einem künstlerischen Masterstudium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler bei Prof. Fabio Bidini und legte noch zusätzlich mein pädagogisches Diplom ab.
Durch meine Konzert- und Wettbewerbstätigkeit entstand ein tiefes Bedürfnis die Musikszene nicht nur aus der Künstlerperspektive, sondern auch als Kulturschaffende zu gestalten. Ich fühlte eine starke Notwendigkeit Musik dem Publikum anders zu vermitteln: Daher nahm ich erneut ein Studium auf und diplomierte als Kulturmanagerin an der Akademie für Management in Berlin.
Ich gewann zahlreiche internationale Klavierwettbewerbe und Stipendien, u.a. in Dallas (USA), Vanves (Frankreich), Villa de Capdepera (Spanien), das Stipendium der polnischen Kultur- und Premierministerien und der Chopin Gesellschaft, der Crescendum Est-Polonia Stiftung, sowie das Viadrina Stipendium des Rotary Clubs Deutschland.
Ich gastierte bei renommierten Festivals, wie dem Musikfestival Carinthischer Sommer, Schleswig-Holstein Musik Festival, Arsonore Music Festival und beteiligte mich an Aufnahmen für den polnischen, deutschen und österreichischen Rundfunk sowie für das Plattenlabel DUX, Anagram, RecArt und Eda Records. Ich hatte die Ehre mit renommierten Orchestern, wie dem Sinfonieorchester des polnischen Rundfunks Warschau, dem Estnischen Nationalen Symphonieorchester,
der Nationalen Philharmonie der Ukraine und mit berühmten Künstlern wie Michail Jurowski, Benjamin Schmid oder Clemens Hagen zu musizieren. Bei der Zusammenarbeit mit den großen Persönlichkeiten des Kinos, wie Rosa von Praunheim oder Dominique Horwitz fand ich viel Inspiration. Während der Pandemie präsentierte ich gemeinsam mit der Cellistin Zuzanna Szambelan Werke der polnischen Komponist*innen in der ARTE-Konzertreihe Europe@Home mit dem Geiger Daniel Hope als Gastgeber.
Es ist mir ein wichtiges Anliegen durch bewusst thematisch orientierte Projekte zur Aufarbeitung historischer Hintergründe beizutragen, wie z.B. im Fall des polnisch-jüdischen Kulturerbes des 20. Jahrhunderts. Diese Aspekte meiner künstlerischen Arbeit und Aktivität als Kulturmanagerin haben zur Gründung des LIMBO Kollektives gemeinsam mit Victor Nicoara, Petra Sailer und Alberto Asencio geführt und zu meiner Kooperation mit dem Förderverein zur Wiederentdeckung NS-verfolgter KomponistInnen „musica reanimata“. Ich beteilige mich an kunstübergreifenden Projekten, wie „24 Micro Infinities“ von Anna Kott gemeinsam mit Sopranistin Maya Forster, wo die Malerei auf moderne Transkription der Präludien von Fryderyk Chopin trifft. Ich initiiere alternative Bearbeitungen klassischer Werke, welche im Barefaced Body Trio gemeinsam mit Leo Clemens(Violine) und Georg Fischer(Bassklarinette) intuitiv und experimentell untersucht werden. Seit 2012 gehöre ich zur Ateliergemeinschaft Musikkapelle in Berlin Mitte, einem Raum für Unterrichte, Proben und Konzerte. Musik ist für mich lebensnotwendig, nichtsdestotrotz finde ich, dass man sich als Musikerin und Musiker nicht nur durch diese besondere Kunst definieren sollte. Mit unserer Zivilcourage, dem Engagement für die notleidende Umwelt, der Verantwortung für unsere Mitmenschen und einer bewussten Kunst können wir einen Unterschied machen.
Die Einspielung "Mieczyslaw Weinberg - Chamber Music" (anagram Musikverlag), gemeinsam mit dem Geiger Robert Kowalski und dem Streichquartett Noga Quartet, wurde zur besten kammermusikalischen Einspieung des Jahres 2020 ernannt und mit einem Clef d'or des französischen Magazins ResMusica ausgezeichnet. Im März 2021 erschien die CD mit sämtlichen Liedern von Simon Laks mit der Sopranistin Ania Vegry (eda records Verlag), die von BBC Music Magazine als CD des Monats September ausgezeichnet wurde. Im Juli 2022 wird die Einspielung mit den Werken von Hans Gal (RecArt Label) zusammen mit der Bratschistin Magdalena Tchorzewska veröffentlicht.